Nun noch kurz ein paar Bemerkungen dazu, wie wichtig gute Kenntnisse in Mathematik sind, wenn man Naturwissenschaftler oder Ingenieur werden möchte. Schon mancher erstsemestrige Physikstudent war alles andere als angenehm überrascht, als er feststellen musste, dass die ersten beiden Jahre hauptsächlich aus Mathematik-Vorlesungen bestehen – und die Hochschulmathematik ganz anders dargeboten wird, als er es von der Schule bis dahin gewohnt war (in den ersten vier Semestern macht es genaugenommen so gut wie keinen Unterschied, ob man Mathematik oder Physik studiert). Professionell Physik zu betreiben bedeutet, dass man erst einmal die „Amtssprache“ dieser höchst anspruchsvollen Wissenschaft erlernen muss, und das ist nun mal die Mathematik. Das bedeutet jedoch nicht, dass man besonders gut im „Kopfrechnen“ sein muss (das können viele Verkäuferinnen, soweit sie nicht an Supermarktkassen sitzen, oftmals besser als manche gestandene Mathematik- oder Physik-Professoren), sondern es gilt ein mathematisches Verständnis auf möglichst hohem Niveau zu entwickeln, um dieses „Werkzeug“ dann auch erfolgreich zur Problemlösung einsetzen zu können. Und das kann man nur durch üben, üben und nochmals üben. Deshalb sollte man sich als Student nicht wundern, dass man jede Woche neben der obligatorischen Vorlesungsnacharbeitung zig Übungszettel plus umfangreiche Praktikumsprotokolle bearbeiten muss, um einigermaßen erfolgreich über die Runden zu kommen. Viel wichtiger als Begabung sind dabei Fleiß, eine hohe Frustrationsgrenze und der Wille, an einem Problem solange zu arbeiten, bis man „seine“ Lösung gefunden hat. Und wenn sie einmal falsch sein sollte, dann einfach noch mal hinsetzen und den Fehler suchen. Wenn man dagegen nur ein lustiges Studentenleben anstrebt, dann sind die MINT-Fächer dafür definitiv nicht geeignet, es sei denn, man ist sowas wie ein „Überflieger“.
Wer bereits im Vorfeld den Schock etwas abmindern möchte, den der Übergang von der Gymnasialmathematik zur Hochschulmathematik für viele Studenten bereitet, dem empfehle ich im Internet nach Videos mit Mathematikvorlesungen (z. B. auf dem Tübinger Multimedia-Server TIMMS) zu suchen und sich diese einmal anzuschauen. Kann man sich damit anfreunden, dann sollte man wirklich etwas „Mathematiklastiges“ studieren, denn der intellektuelle Lohn, der einen am Ende erwartet, ist nicht zu verachten. Ansonsten wird man mit hoher Wahrscheinlichkeit die ersten Semester wohl nicht überstehen...
Ach so, der Ausgangspunkt unserer tiefgreifenden Überlegungen, die uns zu den Navier-Stokes-Gleichungen geführt haben, war - wie Sie sich sicherlich erinnern - das (meist) sonntägliche Frühstücksei. Die meisten von uns lieben es „weichgekocht“, d. h. der Dotter ist in diesem Fall noch weitgehend flüssig. Um es richtig zu genießen, muss man es am besten auslöffeln. Und dazu benötigt man einen Löffel, oder, noch besser und ganz standesgemäß, einen „Eierlöffel“.
Was nicht im Buch steht...
Traurig, aber wahr
Mathematik-Vorlesungen Uni Tübingen
Beispiel eines Mathe-Übungszettels mit Lösung (Humboldt-Uni Berlin)
Was nicht im Buch steht...
Traurig, aber wahr
Mathematik-Vorlesungen Uni Tübingen
Beispiel eines Mathe-Übungszettels mit Lösung (Humboldt-Uni Berlin)
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