Was die Stofffärberei betrifft, ist nicht der Urin selbst, sondern das sich daraus bildende Ammoniak das wesentliche Reagenz. Es wird benötigt, um beispielsweise mit Hilfe von Färberwaid (Isatis tinctoria) Stoffe blau zu färben.
Bei diesem speziellen Färbeverfahren, welches als Indigofärben bekannt ist, wird zuerst das in der Färberwaidpflanze enthaltene Glykosid Indikan fermentiert. Dazu formt man die zuvor zu einem Brei zermahlenen und vergorenen Waid-Pflanzen zu Waidkugeln und lässt sie anschließend in der Luft trocknen. Auf diese Weise entsteht aus dem Indikan durch Gärung das in Wasser unlösliche gelbe Indoxyl. Um es herauszulösen, muss man diese Kugeln nur noch in abgestandener Pisse einweichen (Ammoniak!) und danach mit Pottasche (Kalziumkarbonat) reduzieren. Der nun wasserlösliche Farbstoff lässt sich jetzt problemlos auf Stoffe wie Leinen übertragen, der sich zuerst leuchtend gelb und dann, unter Einwirkung des Luftsauerstoffs, tiefblau färbt – aus Indoxyl ist durch Oxidation Indigo geworden.
Da indigoblaue Stoffe zu jener Zeit in Rom (und natürlich nicht nur dort) sehr begehrt und deshalb teuer waren, ist verständlich, warum die Latrinenbetreiber, die das von ihnen gesammelte Stoffwechselprodukt weiter veräußerten, vom römischen Staat besteuert wurden. Denn die Gerber, Färber und Wäscher waren damals ziemlich aufgeschmissen, wenn ihnen dieser spezielle „Latrinenrohstoff“ ausgegangen wäre...
Doch wo kommt eigentlich das Ammoniak her, welches die geklärte Pisse in jener Zeit zu einem Wirtschaftsgut höchster Güte machte? Die Antwort ist „aus dem Harnstoff“ (lat. urea), einem Kohlensäurediamid, welches bekanntlich beim Aminosäureabbau in Lebewesen entsteht und im Gegensatz zu dem für den Organismus äußerst giftigen Ammoniak ungiftig ist. Deshalb war es noch vor hundert Jahren auch für einen Arzt eine gute und oft praktizierte Methode, „Harn“ zu kosten, um zu schauen, ob ein Patient zuckerkrank ist oder nicht. Schmeckte der Harn süßlich, dann ja, schmeckte er nicht, dann nein. Lange Zeit glaubte man, dass Harnstoff ein Stoff ist, der nur in Organismen durch die ihnen innewohnende „Lebenskraft“ hergestellt werden kann.
Was nicht im Buch steht...
Im alten Rom waren die Urinale noch nicht so edel. Es waren schräg aufgestellte Tonkrüge, für deren Inhalt der Besitzer bei Veräußerung Steuern entrichten musste...
Färberwaid braucht man, um edle Stoffe blau zu färben...
In manchen Weltgegenden (hier Marokko) wird auch heute noch klassisch gefärbt...
Was nicht im Buch steht...
Im alten Rom waren die Urinale noch nicht so edel. Es waren schräg aufgestellte Tonkrüge, für deren Inhalt der Besitzer bei Veräußerung Steuern entrichten musste...
Färberwaid braucht man, um edle Stoffe blau zu färben...
In manchen Weltgegenden (hier Marokko) wird auch heute noch klassisch gefärbt...
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