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Samstag, 3. Dezember 2016

59. Tageszeitungen und Journale

Die erste „echte“ Tageszeitung der Welt (die auch schon diesem Inhalt frönte) erschien im Jahre 1650 in Leipzig. Die große Verbreitung des Druckhandwerks, welches auf der Erfindung Johannes Gutenbergs (1400-1468) beruhte, machte es möglich, an jedem Tag der Woche (außer Sonntag, die Kirche war damals noch dagegen) eine „Zeitung“ erscheinen zu lassen. Zuvor erschienen „Zeytungen“ (was so viel wie „Nachrichten“ bedeutet) entweder nur unregelmäßig oder höchstens einmal die Woche. Ihre Verbreitung war meist sehr lokal und auf größere Städte und Residenzen beschränkt. Das schlägt sich oft auch in ihrem Namen wider. So in der seit 1703 ununterbrochen erscheinenden „Wiener Zeitung“ und in der ältesten in Deutschland erscheinenden Zeitung, der „Hildesheimer Allgemeinen Zeitung“ (seit 1705).

Zur Zeit der Aufklärung wurden Zeitungen – und noch viel mehr die mehr themenbezogenen Zeitschriften („Journale“) – immer beliebter und ihre Lektüre entwickelte sich zu einer regelmäßigen Wochenendbeschäftigung der gebildeten Kreise. Auf diese Art wurde der aufgeklärte Bürger immer wieder neu mit Themen für gepflegte Gespräche versorgt, wie man es sehr schön in Goethes „Faust“ im Abschnitt über den „Osterspaziergang“ nachlesen kann:

Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen, als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei, wenn hinten, weit, in der Türkei, die Völker aufeinander schlagen. Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus und sieht den Fluss hinab die bunten Schiffe gleiten; Dann kehrt man abends froh nach Haus, und segnet Fried’ und Friedenszeiten.“

Und auch die Einstellung, die sich in diese Zeilen ausdrückt, dürfte dem geneigten Leser nicht ganz unbekannt erscheinen.

Zeitungen und Zeitschriften verfolgten von Anfang an zwei Ziele, einmal die Leser bei der Stange zu halten und zum anderen, Informationen in Form von Anzeigen und Inseraten zu verkaufen (und, das sollte man nicht vergessen, sie stellen auch ideale Propagandaplattformen dar). Je nach beabsichtigtem Publikum entwickelte sich daraus die seriöse Informationspresse, die ihre wichtigsten Themen aus Politik und Wirtschaft generieren, und die Klatschpresse, die entweder der Unterhaltung dient oder die mehr das Informationsbedürfnis schlichter Gemüter befriedigt.

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